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3. Lebenslagen der Adressat:innen von Hilfen zur Erziehung

3.3 Migrationshintergrund

Die Begleitung und die Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund1 werden als Herausforderungen für die Einrichtungen der Sozialen Arbeit diskutiert. Fragen des sozialpädagogischen Handelns, der interkulturellen Kompetenzen oder auch der Öffnung von Einrichtungen sind hier zentral.2 Kinder mit Migrationshintergrund sind überproportional häufig von Risikolagen betroffen.3 So gelten entsprechende Fragestellungen auch für die Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe im Allgemeinen und der Hilfen zur Erziehung im Besonderen.4  Durch die rückläufigen Fallzahlen für diese Gruppe in den Inobhutnahmen hatte das Thema Migration durch unbegleitete ausländische Minderjährige (UMA), die als Adressat:innen den Hilfen zu Erziehung vor allem mit Blick auf die Heimerziehung zuvor verstärkt in den Fokus getreten sind,5 in den letzten Jahren weniger Bedeutung. Gleichwohl zeichnet sich seit 2021 ein wieder zunehmender Unterstützungsbedarf für diese Adressat:innengruppe ab.

Ein genauerer Blick auf die Daten verrät: Etwa 42% der jungen Menschen, für die 2022 eine vom ASD organisierte erzieherische Hilfe begonnen wurde, haben mindestens einen Elternteil mit ausländischer Herkunft (vgl. Abb. 3.3). Dieser Anteil ist deutlich höher als bei der Erziehungsberatung (25%). Differenziert nach Herkunft und Sprache fällt der Anteil derjenigen, die zusätzlich zu Hause vorrangig nicht die deutsche Sprache sprechen, in den erzieherischen Hilfen (25%) höher aus als bei der Erziehungsberatung (10%). Nachdem sich seit 2016 ein rückläufiger Trend von jungen Menschen und Familien mit Migrationshintergrund bei den Hilfen ohne Erziehungsberatung (-6 Prozentpunkte (PP)) abzeichnete und deren Anteil zwischen 2020 und 2021 erstmals stagnierte, ist für das Jahr 2022 ein erneuter Anstieg um 3 Prozentpunkte zu konstatieren.

Bei einem differenzierten Blick auf das Leistungsspektrum zeigen sich hilfeartspezifische Unterschiede. Die Spannweite des Anteils von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, ist in den einzelnen Hilfen wesentlich höher als bei denen, die hauptsächlich die deutsche Sprache in der Familie benutzen. Bei der zweiten Gruppe bewegt sich der Anteil zwischen 14% und 20%. Bei der ersten Gruppe ist der Unterschied gravierender: Auf der einen Seite liegt der Anteil bei der Vollzeitpflege bei 18%, auf der anderen Seite bei der intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung und der Heimerziehung bei 35%. Im direkten Vergleich dazu liegen diese Werte bei den jungen Menschen mit ausländischer Herkunft, die zu Hause Deutsch sprechen mit Blick auf die Vollzeitpflege bei 16% und in der Heimerziehung bei 14%. Nachdem der Anteil von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die zu Hause kein Deutsch sprechen, in der Heimerziehung seit 2017 stetig gesunken war und erstmals zwischen 2020 und 2021 wieder leicht gestiegen ist (+2 PP), ist im Jahr 2022 ein noch stärkerer Anstieg von gar 9 Prozentpunkten zu konstatieren. Dieser Anstieg ist ebenfalls für die zwei weiteren Formen der Fremdunterbringung, die Vollzeitpflege (+6 PP) und die stationären „27,2er-Hilfen“ (+9 PP) zu beobachten. Während im ambulanten Bereich im Vorjahr noch Rückgänge bei u.a. der intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung (-3 PP) zu verzeichnen waren, ist der Anteil bei dieser Hilfeart erneut um 6 Prozentpunkte gestiegen. Die steigenden Quoten können Hinweise darauf sein, dass die Hilfen für UMA im Jahr 2022 wieder angestiegen sind. Zumindest trifft das auf die Heimerziehung zu, wie aktuelle Analysen bestätigen.6

ABB. 3.3:

Hilfen zur Erziehung (einschl. der Hilfen für junge Volljährige) nach der Herkunft der Eltern und Hilfeart (Deutschland; 2022; begonnene Hilfen; Anteil in %)

*Einschließlich der sonstigen Hilfen
** In der Statistik wird auch die Gruppe der jungen Menschen ausgewiesen, die keine ausländische Herkunft haben und zuhause vorrangig nicht die deutsche Sprache sprechen. Diese Gruppe spielt eine marginale Rolle in den Hilfen zur Erziehung, sodass sie hier nicht mitberücksichtigt wird.
Quelle: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe, Hilfe für junge Volljährige 2022; Datenzusammenstellung und Berechnungen der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik

Unter der länderspezifischen Perspektive deuten sich mit Blick auf die über den Allgemeinen Sozialen Dienst organisierten erzieherischen Hilfen (jenseits der Erziehungsberatung) deutliche Unterschiede für das Jahr 2022 an. Erstens reicht der Anteil junger Menschen mit mindestens einem Elternteil mit ausländischer Herkunft in den Hilfen zur Erziehung von 14% in Mecklenburg-Vorpommern bis hin zu 59% in Hamburg (vgl. Tab. 3.3). Zweitens ist ein heterogenes Bild hinsichtlich der Differenz zwischen dem Anteil der Familien mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung und in den erzieherischen Hilfen in den Bundesländern auszumachen. Während lediglich in Sachsen-Anhalt Familien mit Migrationshintergrund in den Hilfen zur Erziehung einen ähnlich hohen Anteil wie in der Allgemeinbevölkerung aufweisen, sind in 8 Ländern Familien in den „ASD-Hilfen“ gemäß ihres Anteils in der Bevölkerung überrepräsentiert. Das gilt insbesondere in den westlichen Flächenländern für Bayern (+4 PP), den Stadtstaaten Hamburg (+7 PP) und Berlin (+3 PP) sowie für die östlichen Flächenländer Sachsen (+3 PP) und Thüringen (+3 PP). In 7 der 16 Länder sind hingegen die jungen Menschen in den „ASD-Hilfen“ gemäß ihres Anteils in der Bevölkerung unterrepräsentiert. Dies gilt insbesondere in den westlichen Flächenländern für Nordrhein-Westfalen (-8 PP), Rheinland-Pfalz (-6 PP) sowie das Saarland (-11 PP) und für den Stadtstaat Bremen (-7 PP).

Bei der Erziehungsberatung wird in den westdeutschen Ländern die niedrigste Quote für die jungen Menschen mit Migrationshintergrund in Schleswig-Holstein (16%) ausgewiesen; die höchsten sind in Hessen (36%) und im Stadtstaat Hamburg (34%) zu verzeichnen. Für die ostdeutschen Länder liegt die Quote mit insgesamt 8% deutlich unter den Ergebnissen für die westdeutschen Länder (27%). Der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund mit minderjährigen Kindern in der Bevölkerung korreliert mit dem Anteil bei Familien mit Hilfen zur Erziehung.

TAB. 3.3:

Hilfen zur Erziehung (einschl. der Hilfen für junge Volljährige) nach Migrationshintergrund (Herkunft) im Vergleich zum Anteil von Familien mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung (Länder; 2021; begonnene Hilfen; Angaben absolut und in %)

BundeslandFamilien insgesamt in Erziehungsberatung
2022 (abs.)
Darunter mit Eltern(teil) ausländischer Herkunft 2022 (in %)Familien in Hilfen zur Erziehung (ohne § 28 SGB VIII) 2022 (abs.)Darunter mit Eltern(teil) ausländischer Herkunft 2022 (in %)Familien mit Migrationshintergrund mit Kindern unter 18 J. in der Bevölkerung 2022 (in %)
Baden-Württemberg41.16232,520.49353,751,4
Bayern44.09425,017.47346,642,9
Berlin17.03932,516.11053,750,5
Brandenburg9.5786,36.41118,317,0
Bremen1.40232,62.37554,161,2
Hamburg3.89833,88.15259,051,5
Hessen20.72135,510.04853,952,8
Mecklenburg-Vorpommern3.2137,04.61113,915,1
Niedersachsen30.36219,118.57634,938,6
Nordrhein-Westfalen79.75627,548.20341,849,4
Rheinland-Pfalz14.47022,69.92338,844,5
Saarland2.12019,42.28231,441,9
Sachsen17.00210,47.18620,517,2
Sachsen-Anhalt8.0606,95.81515,715,4
Schleswig-Holstein16.49316,36.70231,933,6
Thüringen8.1926,64.12418,515,9
Westdeutsch-land (einschl. Berlin)271.51726,9160.33745,346,8
Ostdeutschland46.0458,028.14717,616,4
Deutschland317.56224,2188.48441,242,3

Quelle: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe, Hilfe für junge Volljährige 2022 (Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes); Statistisches Bundesamt: Ergebnisse des Mikrozensus 2022 – Bevölkerung in Familien/Lebensformen am Hauptwohnsitz (Sonderauswertung zu den einzelnen Bundesländern); eigene Berechnungen

Wird zudem für das Jahr 20217 der Migrationshintergrund in Kombination mit dem Transferleistungsbezug betrachtet, deuten sich sowohl bei den Hilfen zur Erziehung (ohne Erziehungsberatung) als auch bei der Erziehungsberatung Unterschiede zwischen den Familien mit und ohne Migrationshintergrund an. Bei den vom ASD organisierten Hilfen zur Erziehung zeichnet sich 2021 ein geringer Unterschied zwischen Familien mit Migrationshintergrund ab, die zu Hause Deutsch sprechen, und Familien ohne Migrationshintergrund. Hier liegen die Anteile bei jeweils 54% bzw. 52% (vgl. Abb. 3.4). Bei den Familien mit Migrationshintergrund, die zuhause nicht Deutsch sprechen, fällt der Anteil mit 60% etwas höher aus. In früheren Jahren lag dieser zum Teil deutlich unter den anderen beiden Gruppen.8

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Gruppen zeigt sich bei der Erziehungsberatung, gleichwohl der Anteil der Transferleistungsbeziehenden hier generell deutlich geringer ist als bei den vom ASD organisierten Hilfen (vgl. Kap. 3.2). Während bei Familien ohne Migrationshintergrund lediglich 11% auf Transferleistungen angewiesen sind, ist der Anteil bei den Familien, die hauptsächlich nicht Deutsch sprechen, mit 37% mehr als dreimal so hoch.9

Hilfeartspezifisch zeigen sich nicht nur Unterschiede zwischen den Hilfearten, sondern auch Differenzen zwischen den Gruppen. Im ambulanten Hilfesetting weist die Sozialpädagogische Familienhilfe die höchsten Anteile von Transferleistungsbezügen bei allen drei Gruppen auf, im Bereich der Fremdunterbringungen ist es die Vollzeitpflege.

Unterschiede spiegeln sich auch in beiden Leistungssegmenten wider. Bei den ambulanten Hilfen sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, in deren Familie vorrangig nicht Deutsch gesprochen wird, tendenziell eher auf finanzielle Unterstützung vom Staat angewiesen als junge Menschen ohne Migrationshintergrund oder auch diejenigen mit Migrationshintergrund, in deren Familie hauptsächlich Deutsch gesprochen wird. Das gilt insbesondere für die Soziale Gruppenarbeit, Einzelbetreuungen und die Sozialpädagogische Familienhilfe. Bei der Heimerziehung und der Vollzeitpflege spiegelt sich ein umgekehrtes Bild wider: Die fremduntergebrachten jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die zu Hause vorrangig nicht Deutsch sprechen, sind zu einem wesentlich geringeren Anteil auf Transferleistungen angewiesen. Das betrifft vor allem die Heimerziehung; hier wird für diese Gruppe ein Anteil von 48% ausgewiesen im Vergleich zu 58% bzw. 59% für die beiden anderen Gruppen.10

ABB. 3.4:

Hilfen zur Erziehung insgesamt sowie ausgewählte Hilfen nach Migrationshintergrund (Herkunft und Sprache) und Transferleistungsbezug (Deutschland; 2021; begonnene Hilfen; Anteil in %)

1 Einschließlich der sonstigen Hilfen
Quelle: Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Erzieherische Hilfen 2021; eigene Berechnungen

Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind in den Hilfen zur Erziehung keineswegs unterrepräsentiert. Zeitweise, zwischen 2014 und 2016, hat sich ihr Anteil insbesondere durch die Gruppe der UMA sogar deutlich erhöht. Seit 2017 hat sich der Anteil durch den nachgelassenen Unterstützungsbedarf für diese Gruppe wiederum soweit reduziert, dass der Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund bis 2021 etwas unter der Quote in der Bevölkerung lag. Das hängt damit zusammen, dass (ehemalige) UMA, die während der Unterstützung durch die Hilfen zur Erziehung volljährig geworden sind, allmählich das Hilfesystem verlassen haben. Im Jahr 2022 ist die Quote vor dem Hintergrund des erneut zunehmenden Unterstützungsbedarfs für unbegleitete ausländische Minderjährige erneut angestiegen, sodass die Quote in den „ASD-Hilfen“ beinah auf einem ähnlich hohen Niveau liegt wie die in der Bevölkerung.11

Unabhängig von der Adressat:innengruppe der jungen Menschen mit Fluchterfahrungen ist der Frage nach Zugangsmöglichkeiten von Familien mit Migrationshintergrund in das Hilfesystem nachzugehen. Zudem offenbaren die Befunde, dass der Migrationshintergrund differenziert betrachtet werden muss. Gerade Familien, in denen vorrangig kein Deutsch gesprochen wird, stellen in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung für das Hilfesystem dar Genau wie bei dem Familienstatus gilt es auch hier die Wahrnehmungs-, Definitions- und Handlungsmuster des Helfer:innensystems mit Blick auf mögliche Zuschreibungen und Kommunikationsschwierigkeiten kritisch zu reflektieren.12 In der Gesamtschau heißt dies, dass Erziehungsberatungsstellen sowie die Sozialen Dienste hier mittel- und langfristig aufgefordert sind, migrationssensible Angebote, welche Unterschiede weder manifestieren noch ausblenden, zu gestalten. Dazu gehören Strategien wie die Akquise von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund genauso wie die Stärkung der interkulturellen Kompetenzen aller Mitarbeitenden. Hier haben sich die Akteur:innen der Kinder- und Jugendhilfe – auch angesichts der Herausforderungen mit den besonderen Lebenslagen junger Menschen mit Fluchterfahrungen – auf einen Weg gemacht, der weiterverfolgt werden sollte.13

Literatur:

Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2024): Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zum Bildungspersonal. Bielefeld.

[BumF] Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (Hrsg.) (2017): Die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland. Berlin. Verfügbar über: b-umf.de/src/wp-content/ uploads/2018/02/2018_01_18-publikation-online-umfrage-2017.pdf; [02.12.2023].

Cinar, M./Otremba, K./Stürzer, M./Bruhns, K. (2013): Kinder-Migrationsreport. Ein Daten- und Forschungsüberblick zu Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern mit Migrationshintergrund. München. Verfügbar über: www.dji.de/bibs/Kinder-Migrationsreport.pdf; [20.06.2018].

Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2018): Bericht über die Situation unbegleiteter ausländischer Minderjähriger in Deutschland. Unterrichtung der Bundesregierung. Drucksache 19/4517. Berlin. 

Erdmann, J./Fendrich, S. (2022): Rückgänge bei den ambulanten erzieherischen Hilfen im Jahr 2020. In: KomDat Jugendhilfe, H. 1, S. 8-12.

Fendrich, S./Tabel, A. (2019): Hilfen zur Erziehung 2018 – Rückgang der UMA, zunehmende Bedeutung des Kinderschutzes? In: KomDat Jugendhilfe, H. 3, S. 8-12.

Gadow, T./Peucker, Ch./Pluto, L./van Santen, E./Seckinger, M. (2013): Wie geht’s der Kinder- und Jugendhilfe? Empirische Befunde und Analysen. Weinheim und Basel.

Gnuschke, E./Tabel, A. (2020): Unbegleitete ausländische Minderjährige in den Inobhutnahmen und Hilfen zur Erziehung. In: Lochner, S./Jähnert, A. (Hrsg.): DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreport. Datenanalyse zur Situation junger Menschen in Deutschland. Bielefeld, S. 213-222.

[ism] Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gemeinnützige GmbH (2022): Kinder und Jugendhilfemonitor Rheinland Pfalz. 7. Landesbericht 2022. Mainz. Verfügbar über: www.ism-mz.de/fileadmin/uploads/Publikationen/Kinder _und_Jugendhilfemonitor_RLP_2022.pdf; [22.02.2023]

Jagusch, B./Sievers, B./Teupe, U. (2012): Migrationssensibler Kinderschutz. Ein Werkbuch. Frankfurt am Main.

Lochner, S./Jähnert, A. (Hrsg.) (2020): DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreport. Datenanalyse zur Situation junger Menschen in Deutschland. Bielefeld.

Tabel, A. (2020): Hilfen zur Erziehung. In: Lochner, S./Jähnert, A. (Hrsg.): DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreport. Datenanalyse zur Situation junger Menschen in Deutschland. Bielefeld, S. 169-186.

Tabel, A. (2024): Hilfen zur Erziehung im Jahr 2022 – Anstieg bei Erziehungsberatungen und begonnenen Fremdunterbringungen. In: KomDat Jugendhilfe, H. 1, S. 1-4.

Petschel, A./Will, A.-K. (2020): Migrationshintergrund – ein Begriff, viele Definitionen, in: WISTA – Wirtschaft und Statistik, H. 5, S. 78-90.

Rauschenbach, T./Pothmann, J./Wilk, A. (2009): Armut, Migration, Alleinerziehend – HzE in prekären Lebenslagen. Neue Einsichten in diese sozialen Zusammenhänge der Adressaten der Kinder- und Jugendhilfe., in: KomDat Jugendhilfe, H. 1, S. 9-11.

Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen (2016): Migration und Familie. Kindheit mit Zuwanderungshintergrund. Wiesbaden.

  1. Die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik liefert über zwei Merkmale Hinweise auf den Migrationshintergrund: Herkunftsland der Eltern – mindestens ein Elternteil hat eine ausländische Herkunft – und die vorrangig in der Familie gesprochene Sprache, nämlich die nicht die deutsche Sprache ist (vgl. Rauschenbach/Pothmann/Wilk 2009; Petschel/Will, 2020). Diese sind Grundlage des Kap. 3.3. Die Referenzgrößen für die Bevölkerung basieren auf den Daten des Mikrozensus (vgl. Tab. 3.3).
  2. Vgl. Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen 2016; Gadow 2013 u.a., S. 225ff.; Lochner/Jähnert 2020
  3. Vgl. Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung 2024
  4. Vgl. Tabel 2020
  5. Vgl. Fendrich/Tabel 2019
  6. Vgl. Tabel 2024
  7. Zum Zeitpunkt der Erstellung der Analysen lagen die Einzeldaten zu den Hilfen zur Erziehung des Jahres 2022 noch nicht vor, sodass auf die Daten des Jahres 2021 Bezug genommen wird.
  8. Vgl. www.hzemonitor.akjstat.tu-dortmund.de/kapitel-3/3-migrationshintergrund, Zugriff: 02.07.2024.
  9. Für eine Bewertung dieses Befunds ist es zum Vergleich notwendig, die allgemeine Situation jenseits der Hilfen zur Erziehung bei Familien mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich eines Transferleistungsbezugs zu berücksichtigen. Der Mikrozensus zeigt diesbezüglich, dass sich Familien mit Migrationshintergrund zu einem weitaus größeren Anteil in ökonomisch prekären Lebenslagen befinden (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2024; Lochner 2020; Cinar u.a. 2013). Für die Erziehungsberatung stellt sich eine Bewertung der Ergebnisse etwas ambivalent dar. Einerseits zeigt sich, dass gerade die zu beratenden Familien, in denen kein Deutsch gesprochen wird, im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen, in einem höheren Maße von Transferleistungen betroffen sind. Andererseits stellt sich nunmehr für die Erziehungsberatung die Besonderheit heraus, dass gerade diese Hilfe zu einem größeren Teil von Familien ohne Transferleistungsbezug in Anspruch genommen wird als die über den ASD organisierten Hilfen (vgl. Kap. 3.2). Das gilt auch, obwohl die Angaben zum Migrationshintergrund und Transferleistungsbezug bei der Erziehungsberatung teilweise fehlen, weil sie für diese Hilfeart nicht angegeben werden müssen, sofern sie nicht bekannt sind. Im Falle der Einzeldatenauswertung 2021 zu der Abbildung 3.4 gilt das für 5% der Fälle. So ist das Ergebnis zu der Erziehungsberatung vor diesem Hintergrund zu relativieren.
  10. Allerdings lag dieser Anteil in den letzten Jahren aufgrund der besonderen Situation von jungen Menschen mit Fluchterfahrungen und der möglichen fehlenden Information zu deren sozioökonomischen Situation in ihrer Herkunftsfamilie noch darunter. Seit 2017 steigt dieser Anteil im Zuge der rückläufigen Fallzahlen für die Gruppe der UMA wieder an.
  11. Vgl. Gnuschke/Tabel 2020; Deutscher Bundestag 2018; Erdmann/Fendrich 2022
  12. Vgl. ism 2022; Tabel 2020; Jagusch/Sievers/Teupe 2012
  13. Vgl. BumF 2017